03.08.2017 - 29.07.2017
Ein Zeitungsbericht von unserer Chorreise nach Nordbrandenburg
Lindow
Der Name wurde Programm. Mit
seinen Konzerten schlägt der Chor durchaus Brücken: zu anderen
Gemeinden, Konfessionen, Völkern und Ländern. Gerade ist das Ensemble zu
Gast im Ruppiner Land. 80 Zuhörer sind am Sonnabend in die Lindower
Stadtkirche gekommen, um dem Chor zu lauschen, der gerade auf
Konzertreise ist und sein Quartier im nahen Menz aufgeschlagen hat. Das
anspruchsvolle Programm der mehr als 40 Sänger schlägt ebenfalls eine
Brücke zwischen dem „Morgen“, dem „Tag“ und dem „Abend“ – gegliedert in
drei Programmteile.
Der Chor singt sechs-, sogar achtstimmig
Mit
einem Choralsatz von Praetorius – die Sänger ziehen singend in die
Kirche ein – und einer sechsstimmigen Motette von Rheinberger beginnt
das Konzert. Das „Singt mit“ ist wörtlich zu verstehen – auch das
Publikum ist hier angesprochen. Ein sechsstimmiger Satz von Schütz
beeindruckt. Niels Wilhelm Gades Morgengesang aus „Erlkönigs Tochter“
setzt noch eines drauf: ein achtstimmiger Chorsatz, den die Sänger da
vom Blatt singen. Überhaupt werden einige der überwiegend geistlichen
Werke als Doppelchor gesungen. Last but not least: der Sonnenhymnus von
Max Drischner – ein atemberaubendes Werk für Orgel, in dem Finn
Rickenbach alle Register zieht. Ganz still ist es im Saal, alle lauschen
dem Organisten. „Finn ist phänomenal. Und gerade erst 14?Jahre alt“,
verrät Mechthild Mayer über ihren Orgelschüler. Der Organist des Chores ist gerade mal 14 Jahre alt
Dann
folgt „Der Tag“: ein Psalm, eine doppelchörige Motette, dann Henry
Purcells „Hear my Prayer, o Lord“. „Ich ruf zu dir“ von Bach – einmal
als Orgelchoral, danach als Choralsatz. Und dann – jetzt wird alles
anders – noch einmal der Purcell in einer Bearbeitung von Sven-David
Sandström. Das klingt modern und nicht wirklich klassisch melodisch.
Ganz dicht liegen die Töne oft beieinander; das ist dissonant. Die
Soprane quietschen und schreien in höchster Höhe. Oder höchster Not? Es
sind Bilder aus Syrien und anderen Kriegsgebieten, die den Komponisten
dazu inspiriert haben, das „Hear my Prayer, o Lord“ ganz anders zu
interpretieren. „Das ist ein Klageschrei. Da müsst ihr nicht schön
singen. Die Welt ist nicht nur schön“, hat Mechthild Mayer ihren Sängern
auf den Weg gegeben. „Wir sind von diesem Stück immer sehr betroffen“,
erzählt sie.
Dann wird es wieder ruhig:
Max Regers „Sternlein“ leitet in den „Abend“ über. „Der Mond ist
aufgegangen“, ein sechsstimmiges Abendlied. Es ist wieder Frieden in der
Kirche. Es gibt ein Bach’sches Abendlied als Zugabe. Und ein gemeinsam
gesungenes „Dona nobis pacem.“
Von Regine Buddeke